Wenn jemand bei unserer ersten Produktion im Jahre 1980 „Alisi ist an allem Schuld“ gesagt hätte, dass wir 25 Jahre später diese Zeilen schreiben werden, hätten wir ihn damals glatt für verrückt erklärt. Um die Anfänge der Theatergruppe, welche als Nachfolger für die Theateraktivitäten der KJ Thern gegründet wurde anschaulicher darzustellen, nachfolgend ein Interview aus dem Jahre 2005 von Rudolf Jisa mit dem noch einzigen aktiven Gründungsmitglied, Alfred Mayr.

Wie ist es zur Gründung der Theatergruppe Thern gekommen?
Nachdem die KJ Thern einige Jahre zuvor ihre Aktivitäten eingestellt hatte und eine gewisse Nachfrage herrschte, wurde im kleinen Kreis das Projekt einer Theatergruppe besprochen. Das Ergebnis dieser Überlegungen war im Jahre 1980 die Produktion „Alisi ist an allem schuld“. Federführend war damals die Gruppe um Franz Huber und Josef Naderer. Mit den einfachsten Mitteln, Bühne und Technik betreffend, konnten wir einen Erfolg realisieren, der sowohl beim Publikum, als auch bei uns Schauspielern die Lust auf mehr weckte.

Wie sah denn diese Bühne, bzw. die Technik aus?
Wir spielten im wahrsten Sinne des Wortes auf Brettern die die Welt bedeuten. Der Aufbau war ein mühsames Unterfangen. Die Kulisse bestand aus auf Holzrahmen montierter Leinenbespannung. Jedesmal wenn eine Türe zugemacht wurde, „wackelten“ die Wände. Die Lichttechnik bestand aus einfachen Reflektorlampen die seitlich an der Kulisse irgendwie befestigt wurden.

Welche Stücke wurden in der Anfangszeit gespielt?
Zunächst wurden vorwiegend bäuerliche Schwänke zur Aufführung gebracht. Bis auf eine einzige Ausnahme wurden bis heute nur heitere Stücke gespielt. Diese Ausnahme war 1983 „Die Botschaft der Mutter“. Diese war zwar auch ein bäuerliches Stück, handelte aber vom Generationenkonflikt, sowie von einem tragischen Todesfall. Das wurde allerdings vom Publikum unterschiedlich aufgenommen. Ich kann mich noch an eine Szene erinnern, wo ich im Sterben lag, das Publikum war ganz mitgenommen, als plötzlich aus dem hintersten Winkel das schallende Gelächter eines Zusehers die Stille durchbrach. Dadurch war es mit meiner Konzentration aus. Ich musste bei den folgenden Aufführungen, immer in Erinnerung des Vorgefallenen, bei dieser tieftraurigen Szene mit aller Gewalt einen Lachanfall unterdrücken.

Gibt es aus dieser Zeit noch eine Anekdote die Dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Da fällt mir das Stück „Die hölzerne Jungfau“ ein. Es gab da eine Szene, wo mir meine Bühnenpartnerin anbot, von ihrem Apfel abzubeissen. Als wir den Apfel so ziemlich fertig gegessen hatten, bemerkten wir mit Schrecken, dass wir gut und gerne zwei Seiten des Rollentextes vor der „Apfelszene“ ausgelassen hatten. Wir schafften es aber irgendwie diese zwei Seiten nachzuholen, als es zur Frage kam: „Möchtest du von meinem Apfel abbeissen?“, und ich das mit einem trockenen „Nein, danke, den Purzen kannst selber fressen!“ konterte. Das Publikum war begeistert.

War es immer einfach Schauspieler zu „engagieren“?
Absolut nicht. Wir hatten oft die größten Probleme Stücke zu besetzen, und mussten teilweise auch Gastschauspieler aus der näheren, aber auch ferneren Umgebung einladen. Aber es ging immer irgendwie weiter. Es schieden zwar immer wieder wertvolle Kräfte aus, jedoch kamen dafür junge Leute aus unserem Ort nach. So entstand eine Mischung aus jüngeren und älteren Kräften, die meiner Meinung nach, die Stärke unserer Truppe ausmacht.

Heute spielt ihr ja in einem tollen neu adaptiertem Gebäude.
Ja, durch Initiative der Dorgemeinschaft Oberthern unter ihrem damaligen Obmann Wolfgang Garber, und Unterstützung der Gemeinde Heldenberg wurden beim Umbau der alten Schule für uns optimale Voraussetzungen geschaffen. Brauchten wir früher wochenlang zum Bühnenaufbau, geschieht das nunmehr in ein, zwei Tagen. Ein weiter Vorteil ist die fix installierte, moderne Beleuchtung.

Gibt es ausser dem jährlichen Theaterstück noch andere Aktivitäten?
Wir produzierten in unregelmässigen Abständen ein sogenanntes Kindertheater. Aus diesen Produktionen sind einige Talente zu tragenden Säulen der Theatergruppe geworden. Seit 2001 gibt es das alljährliche KaBallett.

KaBallett? Das bedeutet Kabarett. Wie ist es dazu gekommen?
Die Idee und der Name des Projekts stammen von Rainer Schmid. Beim Adventmarkt 2000 wurde das Vorhaben eines Kabarett Abends ins Auge gefasst. Den ersten Probelauf hatten wir beim Stück „Durch’s Reden kemman d’Leut z’samm“ mit unserer musikalischen Schlussnummer. Darauf aufbauend trafen wir uns im Sommer 2001 zu einer Projektbesprechung. Das KaBallett basiert darauf, dass jeder Mitwirkende seine eigenen Ideen und Texte einbringen kann, so kommt es zu einer Mischung aus Soloprogrammen und Sketches.

War das nicht ein enormes Risiko, welches ihr da eingegangen seid?
Wir begaben uns natürlich auf dünnes Eis. Wie das Programm beim Publikum ankommen würde war uns naturgemäss unbekannt, wir wagten es aber trotzdem. Das erste Programm war ursprünglich nur an zwei Abenden angesetzt, aufgrund des regen Publikumsinteresses mussten wir zwei weitere Vorstellungen anhängen. Heute ist das KaBallet ein fixer Bestandteil des Theaterjahrs, und wir können dadurch zusätzliche Publikumsschichten ansprechen. Wir können sagen, dass es ein voller Erfolg ist. Naturgemäss ruft ein Kabarettprogramm unterschiedliche Publikumsreaktionen hervor, aber gerade darum machen wir es ja. Die Eigeninitiative die beim Kabarett gefordert ist, wirkt sich auch auf die Erarbeitung der Theaterstücke aus, und umgekehrt. Davon können wir doppelt profitieren.

Und wie sieht das mit dem Kasperltheater aus?
Das ist wiederum ein Folgeprodukt des Kabaretts. Bei den Proben hatten Rainer Schmid und Rudolf Jisa die Idee, ein „Mini-Kabarett“ für die Kleinsten zu machen. Daraus entstand das Kasperltheater, welches jährlich am 24. Dezember aufgeführt wird. Die Arbeit daran macht allen Beteiligten grossen Spass, und darüber hinaus findet es grossen Anklang bei den Jüngsten, aber wir haben auch jede Menge erwachsene Zuschauer.

Was geschieht eigentlich mit den Einnahmen?
Es gibt verschiedene Aufwendungen, die wir bestreiten müssen. Da wären zunächst einmal die Kosten für Rollenmaterial und Aufführungsrechte. Dann kostet natürlich die Nutzung der Räumlichkeiten des Dorfzentrums Oberthern etwas. Nicht zu vergessen die Aufwendungen für Kulisse, Requisiten, Kostüme und Werbung. Darüber hinaus investieren wir in die Infrastruktur. So wurden z.B. im Jahre 2003 eine neue Bestuhlung angeschafft, sodass unsere Zuschauer nun bequem sitzen können. Wir sind jedenfalls stolz darauf, dass wir den Spielbetrieb aus den eigenen Einnahmen bestreiten können.

Wie sind die Zukunftsperspektiven der Theatergruppe?
Wir werden den eingeschlagenen Weg weitergehen. Die Entwicklung von den Bauernstücken hin zu anspruchsvollen Boulevardkomödien fand ihren vorläufigen Höhepunkt im Jahre 2004 mit dem Stück „Die blaue Maus“. Dadurch, dass wir immer wieder Jungschauspieler in das Ensemble einbauen, ist mir um die Zukunft der Theatergruppe nicht bang. Nicht zu vergessen ist unser fantastisches Publikum, welches uns immer wieder zu Höchstleistungen anspornt.

Gibt es sonst noch etwas, das du uns erzählen möchtest?
Ja. Ein besonderer Event war im Jahr 2003 der „1. Sommerlicher Adventmarkt in Thern“. Wir kamen bei den Proben zum KaBallett Vers. 2.0 auf die aberwitzige Idee, mitten im Juni einen Adventmarkt zu veranstalten. Dieser umfasste so ziemlich alles, was einen ordentlichen Adventmarkt auszeichnet: Gebrauchtchristbaummarkt, Weihnachtsbäckerei, ein Krippenspiel sowie das Turmblasen. Untermalt wurde das ganze durch weihnachtliche Melodien, die sich anmutig durch den unter der sommerlichen Hitze stöhnenden Ort zogen. Allen Unkenrufen zweifelnder Skeptikern und selbst dem vorangegangenen Hochwasser zum Trotz, wurde auch diese Veranstaltung ein ausserordentlicher Erfolg.

Bist du nach all den vielen Jahren nicht schon ein wenig müde?
Nein, denn die Zusammenarbeit mit den anderen Akteuren, und die Resonanz des Publikums gibt mir, und allen anderen Kraft und Begeisterung, und vor allem: Es macht einfach unheimlich Spaß.